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Predigt 2010 über die Pfingstgeschichte Apostelgeschichte Kapitel 2

Pfingsten 23. Mai 2010 Uetz

Wann gab es so etwas  letztens bei Ihnen, dass Sie sagen konnten: Das erlebe ich jetzt zum ersten Mal?  Ich meine etwas, was so eine Gänsehaut macht, etwas derart Ergreifendes, dass Sie ganz aus dem Häuschen sind. Sagen Sie jetzt nur nicht, das war der erste Kuss oder das erste Mal ohne die Eltern verreist gewesen!  Das wäre ja für viele von uns lange, für einige sogar sehr lange her. Sind es eher die geselligen Menschen, die die Chance bekommen, derartige Erlebnisse zu haben: „zum ersten Mal“?  Einzelgänger sind es wohl eher nicht. Von den Jüngern wird ja denn auch zu Beginn des Pfingstwunders erzählt, dass sie alle an einem Ort beieinander waren, einhundertzwanzig sollen es gewesen sein, also beileibe nicht nur die zwölf Jünger. Sie waren beieinander. In unserer Kirche zu Uetz mag das vielleicht die Christ-Vesper am Heiligabend sein, „einhundertzwanzig beieinander“. An diesem Wochenende mag das im benachbarten Paretz so sein, „einhundertzwanzig beieinander“. Dort wird nämlich gerade die königliche Hochzeitskutsche von Friedrich Wilhelm Zwei für Kronprinz Friedrich Wilhelm, dem späteren König  Drei und seiner Braut Luise, 1793 einst erbaut, wieder der Öffentlichkeit präsentiert. Dieses Gefährt war im Jahre 1945 fast völlig zerstört und kann nun nach  mühevoller Restaurierung in alter Schönheit wieder gezeigt werden. Viele Besucher sind beieinander. Ein kleines Wunder ist auch das. Dabei zu  sein, hat auch einen Hauch von „das erste Mal“, allerdings ein Pfingstwunder ist es natürlich nicht.  

Pfingsten feiern wir die Aussendung des Heiligen Geistes über alles Fleisch, das geschaffene und doch vergängliche Leben. Gott schenkt uns Atem, damit wir leben als seine Geschöpfe. So schafft er Leben seit Anbeginn der Welt. Nach Christus zählt nun aber eine neue Zeitrechnung. Neues Leben, erfüllte Zeit, wirkt in unser Leben hinein. Seit Pfingsten erfüllt uns Gott  mit den Gaben Seines Heiligen Geistes, damit wir von dem Leben erzählen können, das dem Tod widerspricht.

Was war geschehen, fünfzig Tage nach Ostern? Schauen wir in den jüdischen Festkalender! Fünfzig Tage, Pfingsten, von dem griechischen Wort für fünfzig abgeleitet, war das Fest der Freude an einem Leben mit den Weisungen Gottes, den steinernen Tafeln des Mose. Für uns Christen ist es die Freude daran, wie der Glaube, also Vertrauen und Hoffnung in Gott wächst und sich ausbreitet, auch gegen den Trend. Eure Söhne und Töchter sollen weissagen und eure Alten sollen Träume haben. Dies war fünfzig Tage nach Ostern nun zum ersten Mal, ein Wunder eben, das Pfingstwunder. Das Gesetz ins Herz geschrieben, nicht nur nach dem Buchstaben, sondern im Geist erfüllt. Ohne Glauben und Hoffnung könnte einem ja der Lauf dieser Welt ziemlich gleichgültig sein. Hauptsache mir geht es einigermaßen gut und ich bekomme von der Wohlstandstorte ein ordentliches Stück ab. Doch  wenn ich über den Tellerrand hinaussehe, dann interessiert mich schon, ob die nachfolgenden Generationen auch  eine Chance zu leben haben und was ich dafür tun und lassen kann. Aus manchem Traum ist eine Idee geboren und aus mancher guten Idee eine schöpferische Tat hervorgegangen. Davon ist unser Leben heute bestimmt, was andere vor uns geträumt und in die Tat umgesetzt haben.

Viele Erfinder waren bescheidene Leute, weil sie wussten, ohne die Taube, die sich auf sie herabsenkt, die Taube des göttlichen Geistes, haben sie keine Berufung, und ohne Berufung ist ihr Tun vermessen oder sinnlos.

Warum braucht es eigentlich ein  Pfingstfest neben dem Osterfest? Ein Finale der Osterzeit, würde das nicht reichen?

Mit Pfingsten wissen viele Menschen ja nichts rechtes anzufangen. Die Diskussion um den Pfingstmontag zeigt es. Vor einigen Jahren lebte sie wieder auf und die Wirtschaftsleute meinten, schafft diesen Feiertag ab! Dann wäre  unserer Volkswirtschaft etwas geholfen!

Was würde uns fehlen, wenn es Pfingsten nicht gäbe? Ich möchte an die Jünger erinnern und  als Beispiel den Jünger Johannes nehmen. Was würde dem Johannesjünger ohne Pfingsten fehlen? Zur Gegenüberstellung nehme ich einen Johannes aus unserer Gegenwart den ich gut kenne, beispielhaft, fast schon wie einen guten Freund. Was würde den beiden, dem Jünger und meinem Freund, ohne Pfingsten fehlen?

Was hat der Johannesjünger  nicht schon alles an Gottes Nähe gespürt, zu sagen: ja, Gott ist hier.

Zunächst wurde er erwählt, also angesprochen von Jesus, er und nicht etwa der Täufer Johannes, dieser Wegbereiter und Gerichtsprediger. So hat es begonnen.

Johannes der Jünger wurde dann berufen, immer in der Nähe Jesu zu sein. Der Herr hatte ihn lieb. Er war bei Heilungen dabei, wo die anderen nicht zugegen waren. Er war berufen, für Jesu Mutter zu sorgen.

Und heute: Mein Freund  Johannes ist auch erwählt, sicherlich von seinen Eltern christlich erzogen und  evangelisch getauft. Das war vermutlich in Bayern, wo er lebt und wo die Evangelischen  eine Minderheit sind.

Und er ist berufen, wie er es selber neulich ausgedrückt hat: zu hören und zu schauen auf das Heilige, das sich in dieser Welt verbirgt, wie der Jünger. Er macht Musik, er ist Berufs-Musiker, mein guter Freund.  Beruf als Berufung, hier passt es wohl gut wie selten, der Hände Arbeit als Berufung zu begreifen. Erwählt und berufen, damals wie heute. Und jede Arbeit ist ein Beruf, der Platz, an den Gott uns jeweils hinstellt.

Der Jünger Johannes: erwählt, berufen und dann auch ausgesandt auf die Straßen  und im Gebet mit den anderen verbunden.

Mein Johannes, der Musiker, ausgesandt mit Plakaten in der Hand, um im Städtchen auf einen musikalischen Gottesdienst aufmerksam zu machen. Beim Beten segnet er sich mit dem Kreuzeszeichen  wie ein guter Katholik. Das nenne ich gelebte Ökumene vor Ort.

Aber eines hatte der Jünger und die weitere Anhängerschaft des Herrn allen späteren Nachfolgern voraus: sie kannten den auferstandenen Christus in seinen geheimnisvollen vierzig Tagen wie niemand mehr nach ihnen. Doch die anderen Stufen des Glaubens: Erwählt – berufen – ausgesandt – gemeinschaftlich vor Gott – das haben wir alles mit denen, die aus erster Hand lebten, gemeinsam. Was fehlt  noch, wozu es Pfingsten braucht?

Was noch fehlt,  ist die Gabe, persönlich von Jesus reden zu können, vollmächtig und authentisch.

Das tat Petrus, als er die großen Taten Gottes, voran die Auferweckung Jesu, mit Vollmacht verkündigte.

Und mein Freund Johannes? Ich höre ihm immer gern zu, wenn er von der Musik sagt, sie sei schon immer da. Sie geschieht, wir brauchen da nur einzutreten. Wenn ich dann in seinem Chor stehe, dann ist es für mich wie zum ersten Mal, ein bisschen Gänsehaut. Das meine ich hat mit Pfingsten zu tun. Amen.